Der Ort der Wunderkammer

Auf der Objekt- und räumlichen Ebene besteht eine Wunderkammer neben der Sammlung an Anschauungsobjekten ferner aus einer Ahnengalerie in welcher die Sammelnden sich ihrer Abstammungslinie versicherten, einer Kunstsammlung mit ausgewählten Bildern und Skulpturen sowie einer Bibliothek. Die Möblierung unterstützte die im letzten Absatz beschriebene Intention die Neugierde der Betrachtenden zu nutzen, um diese auf Entdeckungsreise zu schicken: Die Anordnung der Objekte in Kabinetten, Kästen, Schubladen und Schachteln steigerten die Spannung, die schon beim Entfalten, Aufziehen, Aufklappen, Enthüllen und Herausnehmen eine ganz besondere Atmosphäre heraufbeschwor. Jedes noch so profane Objekt erfuhr schon alleine dadurch eine unschätzbare Wertsteigerung und Steigerung des Interesses sowie der Aufmerksamkeit. Verstärkt wurde dieses Gefühl noch durch geheime Schubladen, die sich unerwarteter Weise an unerwarteten Stellen auftaten. Insofern können Wunderkammern und die darin befindlichen Objekte auch als Seh- und Wahrnehmungsschule begriffen werden, denn jede noch so kleine Öffnung oder jedes Schräubchen könnte den Eingang in eine geheime Welt bedeuten, die es zu entdecken, erschließen, verstehen gilt.

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